Bulimia nervosa, auch Ess-Brech-Sucht genannt, ist eine Essstörung, bei der die Betroffenen ein unkontrolliertes Verlangen nach Essen haben und anschließend gewichtsreduzierende Maßnahmen durchführen. Überwiegend wird diese Erkrankung bei Frauen diagnostiziert.
Die Ersterkrankung tritt durchschnittlich mit 16-18 Jahren auf. Ungefähr die Hälfte der Betroffenen waren zuvor magersüchtig.
Kennzeichnend für die Bulimia nervosa sind die wiederholten Episoden von Heißhungeranfällen oder „Essattacken“, bei denen die Betroffenen innerhalb kurzer Zeit unkontrolliert große Nahrungsmengen schnell verschlingen.
Weil sie krankhafte Angst davor haben dick zu werden, folgen anschließend
gewichtsreduzierende Verhaltensweisen wie z.B. selbst herbeigeführtes Erbrechen. Es können auch Abführmittel oder Entwässerungsmittel missbraucht oder Fastenkuren gemacht werden. Um eine Gewichtszunahme zu verhindern, wird häufig übermäßig viel Sport getrieben.
Menschen mit Bulimie streben nach einem perfekten Körper, denn darüber bestimmen sie maßgeblich ihr Selbstwertgefühl.
Die Betroffenen haben eine falsche Vorstellung von ihrem Körper und neigen zu starken Gewichtsschwankungen. In der Regel sind sie normalgewichtig, können jedoch auch unter- oder übergewichtig sein.
Zentrale Merkmale sind die Essattacken und das anschließende Erbrechen, die unterschiedlich häufig auftreten können. Der Heißhungeranfall wird oft geplant und heimlich durchgeführt. Die Betroffenen empfinden vor einem Essanfall Gefühle wie Isolation, Langeweile und inneren Leere. Gleichzeitig können Frustration, Angst oder Wut auftreten. Beide Merkmale (Essattacken und Erbrechen) können die Funktion haben, innere Spannungen abzubauen. Anschließend entstehen daraus Scham- und Schuldgefühle oder massive Selbstkritik.
Betroffene haben häufig ein geringes Selbstwertgefühl und leiden unter depressiven Verstimmungen. Möglich ist auch Missbrauch von verschiedenen Medikamenten oder anderen Substanzen.
Bei einer lang andauernden Bulimieerkrankung können aufgrund des häufigen Erbrechens vielfältige Schäden auftreten: Verlust von Mineralien und Flüssigkeit mit der möglichen Folge von Herzrhythmusstörungen, im Extremfall bis zum plötzlichen Herztod, Muskelkrämpfe, Muskelschwäche, Verstopfung, Kreislaufstörungen, mangelnde Konzentration, Müdigkeit, Lustlosigkeit, innere Unruhe, Nierenschädigungen, Wassereinlagerungen.
Unmittelbare Folgen des Erbrechens sind außerdem: Zahnschäden (Karies), Schwellung der Ohrspeicheldrüsen, Verätzung des Rachens und der Speiseröhre, Entzündung der Bauchspeicheldrüse (Pankreatitis), Erschlaffung des Mageneingangs mit Sodbrennen.
Ein Ausweg aus der Bulimie ist die Psychotherapie in Form von Einzel-, Gruppen- oder Familientherapie. Hier lernen die Teilnehmer sich ausgewogen zu ernähren und symptomatische Verhaltensweisen der Bulimie zu überwinden.