Häufige Begleiterkrankungen

Essstörungen sind häufig begleitet von anderen psychiatrischen und psychosomatischen Erkrankungen (Komorbiditäten). Diese müssen sowohl in der Diagnose, als auch in der Therapie berücksichtigt werden, da sie meist den Behandlungsplan maßgeblich mit beeinflussen.

Zu den am häufigsten vorkommenden Begleiterkrankungen, gehören folgende Störungen:

Depressive Störungen

Es konnte mehrmals bestätigt werden, dass zumindest die Hälfte aller Patientinnen mit Magersucht und Bulimie bereits einmal im Leben an depressiven Störungen leidet bzw. litt.

Angststörungen

Unter diese Kategorie gehören vor allem Sozialphobie, Zwangsstörungen und kindliche Angststörungen. Der Anteil der Angststörungen, vor allem Agoraphobien und soziale Phobien, ist bei PatientInnen mit Essstörungen relativ hoch - so sind vor allem bulimische PatientInnen von Angststörungen betroffen.

Bei Magersucht treten in höherem Maße begleitend Zwangsstörungen auf.

Suchterkrankungen

Substanzmissbrauch und –abhängigkeit kommen häufiger bei PatientInnen mit Bulimie als bei PatientInnen mit Anorexie vor und werden meistens als Konsequenz der Essstörung betrachtet.

Bestimmte Persönlichkeitsstörungen

Hierunter fallen vor allem die Borderline-Persönlichkeitsstörung, die in erster Linie bei bulimischen PatientInnen vorkommt.

Selbstunsichere oder zwanghafte Persönlichkeitsstörung tritt gleich häufig bei PatientInnen mit Anorexie und Bulimie auf.

selbstverletzendes Verhalten und Suizidalität

Bei vielen Essstörungspatienten kommen selbstverletzende Verhaltensweisen vor. Bulimische Patienten geben häufig Suizidgedanken und Suizidversuche an.

Borderlinestörung (emotional instabile Persönlichkeitsstörung)

Bei vielen Essstörungspatienten kommen selbstverletzende Verhaltensweisen vor. Bulimische Patienten geben häufig Suizidgedanken und Suizidversuche an.

Die Borderlinestörung zählt zu den emotional instabilen Persönlichkeitsstörungen. Betroffenen fällt es schwer Beziehungen zu anderen Menschen aufzubauen und zu halten. Kennzeichnend ist eine hohe Impulsivität und Instabilität in zwischenmenschlichen Beziehungen, der Stimmung und dem Selbstbild, begleitet durch ein chronisches Gefühl der inneren Leere. Meist treten zudem andere psychische Erkrankungen auf.

Borderlinestörung (emotional instabile Persönlichkeitsstörung):

Diagnostik:

  • Störung und Unsicherheit bezüglich des Selbstbildes, der Ziele und inneren Präferenzen
  • Intensive aber instabile Beziehungen
  • Angst vor dem Verlassen werden und verzweifeltes Bemühen dies zu verhindern
  • wiederholte Selbstmordandeutung,- androhung oder -versuch
  • mehrere selbstschädigende Verhaltensweisen (z.B. Essverhalten, Ritzen, Substanzmissbrauch) 
  • unangemessene, heftige Wut bzw. Schwierigkeiten im Umgang mit heftigen Gefühlen
  • chronisches Gefühl von innerer Leere
  • heftige Stimmungsschwankungen
  • vorrübergehende, durch Belastungen ausgelöste paranoide Vorstellungen oder schwere dissoziative Symptome

Merkmale/Symptome:

  • Körperlichen Ebene: z.B. innerliche Hochspannung, Schlafstörungen, das Gefühl vom Körper getrennt zu sein
  • Emotionale Ebene: Angstzustände, Gefühlswirrwarr, Schuld- und Schamgefühle, Wut, Hoffnungslosigkeit
  • Gedankliche Ebene: Selbstabwertung, Versagensgedanken, Schwarzweiß-Denken
  • Verhaltensebene: sozialer Rückzug, Beziehungskonflikte, impulsive Handlungen, Hochrisikoverhalten, Suizidandrohung und Suizidversuche
  • Beziehungsebene: Intensive, aber instabile Beziehungen, Wechsel zwischen Idealisierung und Abwertung, Probleme im Nähe-Distanzverhalten, Angst verlassen zu werden
  • Häufig findet sich auch Substanzmissbrauch und weitere  psychische Störungen  wie Depression, dissoziative Störungen oder Ängste
  • Identitätsstörungen

Beginn:

Eine Borderlinestörung beginnt meist schon in der Kindheit und Jugend und manifestiert sich im frühen Erwachsenenalter.

Diagnosekriterien:

Häufig treten Symptome einer Borderlinestörung schon in der Kindheit auf. Im Jugendalter verstärkt sich die Symptomatik und manifestiert sich im frühen Erwachsenenalter. Menschen mit einer Borderlinestörung gehen intensive aber sehr instabile Beziehungen ein, die häufig in emotionale Krisen führen. Sie haben Schwierigkeiten in der Regulierung von Nähe und Distanz. Betroffene haben große Angst vor dem Verlassen werden und bemühen sich verzweifelt darum dies zu vermeiden. Sie leiden unter hohen Erregungszuständen. Diese Spannungszustände lassen sich häufig nur durch Selbstverletzungen reduzieren. Auch Hochrisikoverhalten ist nicht selten bei Menschen mit einem Borderlinesyndrom zu finden. Im Zentrum der Störung steht eine Emotionsregulierungsstörung. Meist findet sich in der Vorgeschichte ein traumatisches Erlebnis (Missbrauch, Misshandlung, Vernachlässigung).

Therapie:

Für Borderline Patienten werden aktuell immer mehr spezialisierte Einrichtungen geschaffen. Doch noch lange wird der Bedarf nicht gedeckt, v.a. im Bereich der Jugendlichen und jungen Erwachsenen. Die Dialektische Behaviorale Therapie (DBT) und die DBT-A (angepasst an die Bedürfnisse von Jugendlichen) stellen eine grundlegende Behandlungsmöglichkeit dar. Langfristig gesehen hat die Borderlinestörung trotz ihrer Komplexität bei entsprechender Behandlung eine eher positive Prognose.

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