Anorexia nervosa, auch Magersucht genannt, ist eine Essstörung, die durch das krankhafte Bedürfnis gekennzeichnet ist, Gewicht zu vermindern. Häufig sogar bis hin zur lebensbedrohlichen Unterernährung oder anderen schwerwiegenden gesundheitlichen Problemen.
Magersucht hat die höchste Sterblichkeitsrate von allen psychischen Erkrankungen. Dieses Störungsbild betrifft vor allem junge Mädchen und Frauen, immer häufiger leiden aber auch Jungen und Männer darunter.
Der Beginn liegt häufig in der Pubertät (um das 14. Lebensjahr), vereinzelt jedoch auch schon im Grundschulalter.
Oft steht der Wunsch nach übertriebener Schlankheit im Mittelpunkt, verbunden mit verzerrter Körperwahrnehmung und krankhafter Angst, an Gewicht zu zunehmen.
Durch Verhaltensweisen wie extremes Hungern, übermäßige sportliche Betätigung oder der Einnahme von Abführ- und Entwässerungsmitteln versuchen die Betroffenen ihr Gewicht zu reduzieren, welches oft 25 Prozent oder mehr unter dem Normalgewicht liegt. Auch wenn bereits ein erhebliches Untergewicht vorliegt, empfinden sich Magersüchtige noch als zu dick. Sie können die eigene Figur nicht realistisch wahrnehmen.
Aufgrund der Magersucht können sich pubertäre Entwicklungen verzögern. Bei Mädchen bleibt der Menstruationszyklus häufig aus, bei Jungen kann ein Libidoverlust eintreten. Das Verlangen nach Sexualität kann nachlassen oder es entwickeln sich sogar Ängste davor. Betroffene ziehen sich häufig von FreundInnen und Schulkameraden zurück.
Magersüchtige sind oftmals leistungsorientiert, leiden unter Versagensängsten und erleben die Kontrolle über ihr Gewicht als Erfolg. Diesen bewerten sie durch permanentes Wiegen. Obwohl sie das Essen vermeiden, beschäftigen sie sich dennoch ständig gedanklich mit Kalorienzählen und kalorienarmer Nahrungszubereitung. Viele Betroffene kochen gerne für andere und verleiten diese zum Essen. Andererseits weigern sie sich selbst an gemeinsamen Mahlzeiten teilzunehmen. Körpersignale wie Hungergefühl oder Müdigkeit werden von Magersüchtigen im Laufe der Zeit kaum noch wahrgenommenen.
Bei einer lang andauernden Magersuchtserkrankung können in der Folge schwerwiegende körperliche Probleme auftreten, wie z.B. Störungen der Fruchtbarkeit, Haarausfall, Osteoporose, häufiges Frieren, Nierenschäden, Herz-Kreislaufstörungen, Ohnmachtsanfälle, Störungen im Magen-Darm-Bereich und Zahnschäden. Begleitet werden die körperlichen Anzeichen oftmals von psychischen Veränderungen wie z.B. depressiver Verstimmung oder selbstverletztendem Verhalten.
Einen Ausweg aus der Magersucht bietet Psychotherapie in Form von Einzel-, Gruppen- oder Familientherapie, begleitet von Ernährungsberatung. Hier lernen die Betroffenen sich ausgewogen zu ernähren und wieder ohne Angst und Kalorienzählen zu essen.