Mai 2012: Mehr Gewicht – so heißt der aktuelle Single von Luxuslärm. Mit ihrem aktuellen Album „Carousel“ landeten sie auf Platz 6 der deutschen Albumcharts, mehr als 100.000 verkaufte Exemplare der ersten beiden Alben und weit über 10 Millionen Aufrufe bei Youtube. Exklusiv sprachen die fünf Musiker aus Iserlohn mit ANAD zu den Inhalten, Hintergründen und ihren eigenen Erfahrungen zum Thema Essstörungen.
„Wenn dann ein junges Mädel vor Dir steht und sagt, dass sie eine Castingshow proben möchte noch 5 Kilo abnehmen muss“
ANAD: Liebe Jini, in einem Interview hast Du einmal gesagt, dass Dein Lieblingsspruch von Victor Hugo stammt „Die Musik drückt das aus, was nicht gesagt werden kann und worüber zu schweigen unmöglich ist“. Ist das auch das Motto Eures neuen Songs „Mehr Gewicht“?
LL: Dieser Spruch lässt sich auf jedes Musikstück, also ganz klar auch auf “Mehr Gewicht” beziehen. Durch Musik hast Du immer eine ganz besondere, sehr intensive Möglichkeit, eine Message rüberzubringen. So können auch sehr schwierige Themen angegangen werden und so lässt sich oft das Eis leichter brechen, über etwas zu sprechen.
ANAD: Inhaltlich stellt ihr im Song die Vermutung an, dass Dieter Bohlen und Heidi Klum den Appetit gestohlen haben könnten. Wie kritisch seht Ihr aktuelle Medienformate, in denen Körper und Aussehen von einer Jury bewertet werden?
LL: Wir stehen solchen Formaten sehr kritisch gegenüber. Von den Medien wird ein so krankes Ideal vermittelt und diese Castingshows spielen dabei eine große Rolle. Unser Song ist kein Aufruf zur Völlerei, aber es ist ein Aufruf, sich mal locker zu machen und das Leben zu genießen, dazu gehört auch mal mit Freunden zu schlemmen, ohne ein schlechtes Gewissen zu haben, wie es einem die Medien aufzwängen wollen.
ANAD: Besonders gut hat uns die Strophe „Hier fehlt was das mehr Gewicht hat, ?eine Meinung die ein Anderer nicht hat“ gefallen. Denkt Ihr, dass es für Jugendliche schwerer wird eine eigene individuelle Meinung zu haben und für diese auch einzustehen?
LL: Die Medien nehmen einen immer größeren Stellenwert ein und wenn von den Medien nur ein Ideal vermittelt wird, dann ist es in der Tat schwierig da auszubrechen. An seinem Selbstbewusstsein zu arbeiten ist harte Arbeit, aber es lohnt sich. Originale sind immer besser als Farbkopien!
ANAD: Den Song habt ihr zusammen mit Culcha Candela aufgenommen, war es schwer die Jungs für dieses Thema zu begeistern?
LL: Das war überhaupt nicht schwierig. Wir haben den Jungs von unserem Vorhaben erzählt und die fanden das Thema direkt spannend und haben sofort zugesagt. Wir haben dann auch das Video gemeinsam in der Berlin gedreht und das war ein sehr bunter, lustiger und leckerer Videodreh. Die Zusammenarbeit war herrlich unkompliziert und die Jungs sind einfach gut drauf!
ANAD: Gibt es ein besonderes Erlebnis, das Euch zu diesem Song inspiriert hat? Wie persönlich ist dieser Song?
LL: Ich unterrichte ja auch Gesang in Jans und meiner Musikschule und wenn dann ein junges Mädel vor Dir steht und sagt, dass sie diesen oder jenen Song für eine Castingshow proben möchte, dafür aber noch 5 Kilo abnehmen muss, dann finden wir das schon sehr bedenklich. Dann muss da erst mal drüber gesprochen werden, denn das kann wirklich gefährlich werden.
ANAD: In den therapeutischen Wohngruppen von ANAD in München leben bis zu 40 Menschen mit einer Essstörung. Was würdet Ihr unseren Bewohnerinnen und Bewohnern als Botschaft gerne mitgeben.
LL: Bleibt dran, gebt nicht auf und umgebt Euch mit den richtigen Leuten, die Euch wirklich gut tun.
Abdruck honorarfrei
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PE/05/12
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