Wenn Kleidergröße 38 zum Schimpfwort wird, …

... dann ist es wieder soweit, die Mädchen von Heidi Klum lernen laufen und, wie jedes Jahr, stellen wir stellen uns die gleiche Fragen, was macht die Fernsehsendung Germanys Next  Topmodel (GNTM) zu einem der erfolgreichsten Fernsehformate und wie erleben Menschen mit einer Essstörung das vermeintliche und unrealistische Schönheitsideal der Medienindustrie?

Eine Kooperationsstudie aus dem Jahr 2015 des Internationalen Zentralinstitut für das Jugend- und Bildungsfernsehen (IZI) und dem Bundesfachverband Essstörungen e.V. (BFE) hat sich dem Phänomen GNTM genähert. In dieser Studie wurden 239 Menschen mit Essstörungen (meist Frauen mit Magersucht und Bulimie) befragt, welche Rolle Fernsehsendungen – wie beispielsweise GNTM oder Extrem Schön – in der Entwicklung ihrer Krankheit spielten. Erschreckend das Ergebnis, zwei Drittel der Befragten sehen ihre Krankheit durch entsprechende Fernsehformate beeinflusst. Meist fand der Einfluss dieser Sendungen schon vor Eintritt in die Pubertät statt.

Um diesen Einfluss noch besser zu verstehen, startete im Jahr 2016 ANAD e.V. und das IZI ein beeindruckendes Buchprojekt mit dem Titel Warum seh’ ich nicht so aus? Fernsehsendungen im Kontext von Essstörungen. Inhalt des Buchs sind die wissenschaftlichen Ergebnisse der genannten Studie, gepaart mit kreativen, teilweise schonungslosen und erschütternden Beiträgen der Klientinnen aus den ANAD Wohngruppen, wichtigen Informationen Rund um das Thema Essstörungen sowie einem Leitfaden für Medienschaffende im Umgang mit vermeintlichen Schönheitsidealen.

Um die Sensibilität und das Bewusstsein für das Krankheitsbild Essstörungen zu verstärken, hat ANAD e.V. das 184-seitigen Buch auf der Internetseite www.ANAD.de zum kostenlosen Download zur Verfügung.

»Die Dramaturgie von Sendungen wie beispielsweise GNTM können wir leider nicht verändern. Was wir leisten können, ist den gefährdeten oder schon betroffenen Menschen Informationen und Strategien an die Hand zu geben, damit sie ein stabiles und positives Selbstwertgefühl entwickeln und lernen, sich von unrealistischen und krankmachenden Schönheitsbildern zu entfernen«, so Diplom Psychologe Andreas Schnebel Geschäftsführer und Therapeutischer Leiter von ANAD e.V.

Mit Unterstützung der Ingvild Goetz Philanthropy hat ANAD e.V. schon im Jahr 2012 die interaktive Beratungsplattform ANAD-Beratung an den Start gebracht. Direkt, multidisziplinär, kompetent, professionell und kostenfrei wird hier jeder Hilfesuchende beraten und unterstützt. Wenn gewünscht, auch anonym, jedoch nie unpersönlich.

So bleibt die Frage, ob diese Strategien ausreichend und auch zielführend sind? »Natürlich ist die Medienindustrie gewaltig und die Werbebudgets bei diesen Fernsehformaten riesig, aber uns liegt jeder einzelne Betroffene am Herzen und somit lohnt sich unser Engagement. Es ist ein bisschen wie David gegen Goliath, allerdings wissen wir alle, wie der Kampf ausging«, so Andreas Schnebel mit einem Augenzwinkern.

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